Freunde des Altonaer Museums e.V.

, Hansen Mareike

Grundsteinkapsel des Altonaischen Unterstützungsinstitutes

Haben Sie schon einmal etwas vom Altonaischen Unterstützungsinstitut gehört? Nein? Kein Wunder. 1799 gegründet, wurde es im Dezember 1937 unter den Nazis aufgelöst. Das Institut war im Grunde eine private Sparkasse, und hatte sich zum Ziel gesetzt, Altonaer*innen, die durch Unfälle in Not geraten waren, finanziell wieder auf die Beine zu helfen. Die Gründe für die Auflösung? Offiziell heißt es, die Nazis wollten keine privaten Banken und Sparkassen mehr. Unter der Hand könnten aber auch andere Gründe eine weitere Rolle gespielt haben. Altona mit seiner Freiheitsliebe und dem Gedanken der Religionsfreiheit, die auch durch das Unterstützungsinstitut weitergetragen wurden, passen und passten so gar nicht zur Ideologie der Nazis. Mit der Auflösung des Institutes verschwand auch seine Erinnerung im Laufe der Geschichte aus dem Alltagsgedächtnis der Bevölkerung.

Der Fund

Im September 2020 wurde in Altona nun die Grundsteinkapsel des Altonaischen Unterstützungsinstitutes geborgen. Ein historisch bedeutender Fund! Bei der Bergung wurde die Glaskapsel allerdings beschädigt, was eine Durchfeuchtung des papiernen Inhaltes zur Folge hatte. Vor der Einlagerung im Depot des Altonaer Museums musste also schnell eine Not-Restaurierung erfolgen, quasi mit Blaulicht.

Die Restaurierung

Hier kommen wir ins Spiel. Die Freunde des Altonaer Museums finanzierte einen Werkvertrag in Höhe von 2500 €, über den die Restaurierung der Grundsteinkapsel und des Inhaltes erfolgte. Der Inhalt hatte deutlich Schaden genommen. Eine Karte Altonas von 1836 hatte Risse und Löcher, Textseiten hatten Wasserschäden, die nicht nur Buchliebhaber*innen Tränen in die Augen trieben. 

Engagiert wurde Felix Schlichtegroll, Papierrestaurator im Museum für Hamburgische Geschichte. Seinen geschickten Händen und Fachwissen ist es zu verdanken, dass die historischen Dokumente wiederhergestellt werden konnten. Christopher Bainbridge hat die Restaurierung fotografisch begleitet, eine Auswahl finden sie weiter unten.

Zugegeben, als wir die Fotos der Textseiten gesehen haben, die erneut unter Wasser gesetzt wurden, blieb uns kurz das Herz stehen. Die Seiten hatten nun doch schon genug durchgemacht, warum ein erneutes Bad? Auf den weiteren Fotos sieht man, dass die Seiten hinterher viel "gesünder" aussehen, und die kurze, aber erhellende Erklärung, wie Felix Schlichtegroll bei der Restaurierung vorgegangen ist, zeigte auch, dass es kein Leitungswasser war:

Trockenreinigung einer Textseite mit Hilfe eines Latexschwamms und einer Ziegenhaarbürste. Fehlstellenergänzung mit geborgenen Objektfragmenten. Der Kleister aus Japanischer Weizenstärke wurde mit Hilfe eines Pinsels aufgetragen. Auf einem Spatel wurde das Fragment in der Fehlstelle positioniert. Anschließend wurde es mit einem Hollytex (Polyestervlies) abgedeckt und mit einem Teflonspatel festgerieben. Zum Trocknen wurden mehrere Blätter Löschpapier darüber gelegt und mit einem Gewicht beschwert.Eine schon gereinigte Textseite wurde um sie zu glätten und zu reinigen mit einem Gemisch aus Alkohol und Wasser besprüht. Anschließend wurde die Textseite von beiden Seiten vorsichtig mit einem Wattepad abgetupft um Verschmutzungen abzunehmen. Im Anschluss wurde das Objekt in einen Trockenstapel bestehend aus Löschpapier und Hollytex gelegt.

Die Grundsteinkapsel und ihr Inhalt befinden sich nun im Depot und sind sicher vor Verfall oder Vermoderung. 

 

Bilder der Restaurierung